Als Quince (spanisch für 15) bezeichnet man den fünfzehnten
Geburtstag eines Mädchens, der in vielen Teilen Lateinamerikas sehr groß
gefeiert wird. Man feiert den Übergang vom Kind zum Erwachsenen, in Paraguay
mit riesigen Partys am Wochenende, oft in riesigen Ballsälen oder großen Clubs,
mit ausgefallener Dekoration und vielen Gästen. Diese müssen sich zu den Partys
extra schick machen, was oft Stunden dauert.
Meine erste Quince ist die eines Mädchens aus der Goethe
Schule, eine Stufe unter mir. Sie hat beinahe die ganze Schule eingeladen und
feiert in einem der größten Clubs, dem Centenario. Es gibt personalisierte Einladungen für die
Freunde und kleine Eintrittskarten für alle anderen. Bereits an diesen kann man sehen, was der Stil
der Quince ist; eine weiße Schneeflocke auf hellblauem Grund. In Paraguay ist
momentan Winter, auch wenn es über 20 °C warm ist.
Offiziell beginnt die Party um neun Uhr, doch Sofi meint,
dass dann noch Niemand da ist, also gehen wir erst um halb elf. Schließlich
gibt es vorher noch genug zu tun. Meine Haare und das Make Up macht Sofi, ich
habe nämlich keine Ahnung wie man bei einem solchen Anlass auszusehen hat. Das
Ganze dauert etwas mehr als eine Stunde. Zuerst werden meine Haare Strähne für
Strähne um den Lockenstab gewickelt und vorne zurück gesteckt, dann kommen die
Augen. In Deutschland würde man das Ganze definitiv „übertrieben“ nennen, doch
hier in Paraguay gehöre ich zu den Leuten, die unauffällig geschminkt
sind. Die Jungs auf den Quincen tragen
entweder Anzüge (wenn sie das Mädchen gut kennen) oder Hemden. Die Mädchen
haben es etwas schwerer: wir tragen Kleider, manchmal auch Röcke oder
Hotpants, und hohe Schuhe. Ich habe ein schönes, dunkelblaues Kleid aus
Deutschland und 11 cm hohe, hellbraune Schuhe. Zum Glück gibt es nicht allzu
viele Treppen im Centenario, denn ich bin nicht unbedingt geübt im Laufen auf hohen
Schuhen.
Die Party ist riesig. Sofis Eltern setzen uns vor dem
Eingangstor ab und um auf das Gelände zu kommen müssen wir erst einmal unsere
Eintrittskarten vorzeigen. Der Platz vor der Halle ist voll von kleinen
Grüppchen von Menschen, die auf ihre Freunde warten, oder sich unterhalten. Wir
werden noch einmal kontrolliert und können dann rein. Man kann es nur als umwerfend beschreiben:
bereits mehrere hundert Jugendliche, alle ca. zwischen dreizehn und siebzehn
Jahren alt haben sich eingefunden. In der Mitte gibt es eine große Tanzfläche
und eine Bühne. An den Seiten Stehtische und Bänke, riesige Süßigkeiten Buffets,
Stände mit verschiedenstem Essen und Smoothies, große Torten und alles was man
sich an Dekoration so vorstellen kann. Wie bereits gesagt ist das Thema Winter
und Schnee, also ist alles blau-silber: die Vorhänge, die großen Vasen mit
Blumen, sogar das Essen. In der Ecke
steht eine Fotobox, in der jeder gratis so viele Fotos machen kann wie er will,
ein besonderes Highlight.
Als wir rein kamen, spielte bereits das ganze Orchester (bestimmt zwanzig Personen), einige
Minuten später kam dann der Walzer der Quinceañera. Eigentlich warten alle nur sehnsüchtig
auf das Ende der Musik, das heißt nämlich, man kann endlich essen. Und es gibt
eine so große Auswahl! Gleich am Anfang werden Tüten verteilt, die man am Süßigkeiten
Büffet füllen kann. Es sieht schon lustig aus, ein Haufen von schick
hergemachten Jugendlichen stürzt sich, mit Tüten bewaffnet auf zwei große
Tische und schnappt sich alles, was irgendwie essbar aussieht, während der
Hintergrund aussieht als wäre man in einem kitschigen Disneyfilm gelandet.
Der Abend macht extrem viel Spaß, alle Deutschen sind da,
außerdem das ganze Colegio Goethe (auch wenn man mit dem ganzen Make Up nicht
unbedingt alle gleich erkennt). Wir machen Fotos, quatschen, und irgendwann
wird dann auch getanzt. Dazu werden für die Mädchen Stoppersocken verteilt. So
kann man seine hohen Schuhe ausziehen ohne seine Strumpfhose zu ruinieren.
Leider gibt es immer viel zu wenige und ich bekomme keine mehr ab. Getanzt wird
zur Südamerikanischen Musikrichtung Reggaeton und zu einigen Pop-Liedern und es
macht ziemlich viel Spaß. Alkohol gibt es auf den Quincen eigentlich keinen.
Natürlich wird immer etwas rein geschmuggelt, doch viele trinken nicht.
Wir bleiben bis kurz nach zwei. Die Party war dort noch im
vollen Gange, doch es war schon ziemlich spät und ich war auch etwas müde. Am
Ende tun meine Füße von den Schuhen schrecklich weh und dank der Musik kann
ich nicht mehr richtig hören. Trotzdem hat der Abend mega viel Spaß gemacht und
war etwas, das ich wirklich noch nie erlebt hab. Trotzdem kann ich mir nicht
vorstellen mich jedes Wochenende so aufwändig fertig zu machen und wie eine Familie
so ein Event finanzieren kann, weiß ich auch nicht.