Montag, 29. Juni 2015

Die Quincen in Paraguay

Als Quince (spanisch für 15) bezeichnet man den fünfzehnten Geburtstag eines Mädchens, der in vielen Teilen Lateinamerikas sehr groß gefeiert wird. Man feiert den Übergang vom Kind zum Erwachsenen, in Paraguay mit riesigen Partys am Wochenende, oft in riesigen Ballsälen oder großen Clubs, mit ausgefallener Dekoration und vielen Gästen. Diese müssen sich zu den Partys extra schick machen, was oft Stunden dauert.

Meine erste Quince ist die eines Mädchens aus der Goethe Schule, eine Stufe unter mir. Sie hat beinahe die ganze Schule eingeladen und feiert in einem der größten Clubs, dem Centenario.  Es gibt personalisierte Einladungen für die Freunde und kleine Eintrittskarten für alle anderen.  Bereits an diesen kann man sehen, was der Stil der Quince ist; eine weiße Schneeflocke auf hellblauem Grund. In Paraguay ist momentan Winter, auch wenn es über 20 °C warm ist.

Offiziell beginnt die Party um neun Uhr, doch Sofi meint, dass dann noch Niemand da ist, also gehen wir erst um halb elf. Schließlich gibt es vorher noch genug zu tun. Meine Haare und das Make Up macht Sofi, ich habe nämlich keine Ahnung wie man bei einem solchen Anlass auszusehen hat. Das Ganze dauert etwas mehr als eine Stunde. Zuerst werden meine Haare Strähne für Strähne um den Lockenstab gewickelt und vorne zurück gesteckt, dann kommen die Augen. In Deutschland würde man das Ganze definitiv „übertrieben“ nennen, doch hier in Paraguay gehöre ich zu den Leuten, die unauffällig geschminkt sind.  Die Jungs auf den Quincen tragen entweder Anzüge (wenn sie das Mädchen gut kennen) oder Hemden. Die Mädchen haben es etwas schwerer: wir tragen Kleider, manchmal auch Röcke oder Hotpants, und hohe Schuhe. Ich habe ein schönes, dunkelblaues Kleid aus Deutschland und 11 cm hohe, hellbraune Schuhe. Zum Glück gibt es nicht allzu viele Treppen im Centenario, denn  ich bin nicht unbedingt geübt im Laufen auf hohen Schuhen.


Die Party ist riesig. Sofis Eltern setzen uns vor dem Eingangstor ab und um auf das Gelände zu kommen müssen wir erst einmal unsere Eintrittskarten vorzeigen. Der Platz vor der Halle ist voll von kleinen Grüppchen von Menschen, die auf ihre Freunde warten, oder sich unterhalten. Wir werden noch einmal kontrolliert und können dann rein.  Man kann es nur als umwerfend beschreiben: bereits mehrere hundert Jugendliche, alle ca. zwischen dreizehn und siebzehn Jahren alt haben sich eingefunden. In der Mitte gibt es eine große Tanzfläche und eine Bühne. An den Seiten Stehtische und Bänke, riesige Süßigkeiten Buffets, Stände mit verschiedenstem Essen und Smoothies, große Torten und alles was man sich an Dekoration so vorstellen kann. Wie bereits gesagt ist das Thema Winter und Schnee, also ist alles blau-silber: die Vorhänge, die großen Vasen mit Blumen, sogar das Essen.  In der Ecke steht eine Fotobox, in der jeder gratis so viele Fotos machen kann wie er will, ein besonderes Highlight.


Als wir rein kamen, spielte bereits das ganze Orchester (bestimmt zwanzig  Personen), einige Minuten später kam dann der Walzer der Quinceañera. Eigentlich warten alle nur sehnsüchtig auf das Ende der Musik, das heißt nämlich, man kann endlich essen. Und es gibt eine so große Auswahl! Gleich am Anfang werden Tüten verteilt, die man am Süßigkeiten Büffet füllen kann. Es sieht schon lustig aus, ein Haufen von schick hergemachten Jugendlichen stürzt sich, mit Tüten bewaffnet auf zwei große Tische und schnappt sich alles, was irgendwie essbar aussieht, während der Hintergrund aussieht als wäre man in einem kitschigen Disneyfilm gelandet.



Der Abend macht extrem viel Spaß, alle Deutschen sind da, außerdem das ganze Colegio Goethe (auch wenn man mit dem ganzen Make Up nicht unbedingt alle gleich erkennt). Wir machen Fotos, quatschen, und irgendwann wird dann auch getanzt. Dazu werden für die Mädchen Stoppersocken verteilt. So kann man seine hohen Schuhe ausziehen ohne seine Strumpfhose zu ruinieren. Leider gibt es immer viel zu wenige und ich bekomme keine mehr ab. Getanzt wird zur Südamerikanischen Musikrichtung Reggaeton und zu einigen Pop-Liedern und es macht ziemlich viel Spaß. Alkohol gibt es auf den Quincen eigentlich keinen. Natürlich wird immer etwas rein geschmuggelt, doch viele trinken nicht.


Wir bleiben bis kurz nach zwei. Die Party war dort noch im vollen Gange, doch es war schon ziemlich spät und ich war auch etwas müde. Am Ende tun meine Füße von den Schuhen schrecklich weh und dank der Musik kann ich nicht mehr richtig hören. Trotzdem hat der Abend mega viel Spaß gemacht und war etwas, das ich wirklich noch nie erlebt hab. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen mich jedes Wochenende so aufwändig fertig zu machen und wie eine Familie so ein Event finanzieren kann, weiß ich auch nicht. 

Sonntag, 28. Juni 2015

Orte in Asuncion und Umgebung (Teil 1)

Cerro Lambaré

Ich plane aus diese hier einen Mehrteiler zu machen, da es in der Stadt viel zu sehen gibt und ich schwer alles in einem Artikel zusammenfassen kann.  Außerdem kenn ich noch längst nicht alles und werde in ein paar Wochen noch mehr zu schreiben haben. Viele Informationen zu den verschiedenen Orten kommen aus meinem Reiseführer „Paraguay Entdecken“, der beste Deutschsprachige, den wir im Internet finden konnten.

Den ersten Ort, den ich vorstelle, ist der Cerro Lambaré, die höchste Erhebung in Asuncion. Es ist ein ca. 150m hoher bewaldeter Hügel, mit einem großen Denkmal auf der Spitze.  „Cerro“ ist Spanisch und bedeutet Hügel, Lambaré ist die Vorstadt in der ich wohne. Ironischerweise liegt der Cerro nicht in Lambaré sondern in Asuncion.

Am Letzen Wochenende war ich hier mit meiner Gastfamilie, da es nicht sehr weit von uns entfernt liegt. Mit dem Auto haben wir uns die Serpentinen  hochgeschlängelt und waren genau passend zum Sonnenuntergang oben.  Am Fuß des Hügels sind mir viele kleine instabile Holzhütten, ohne Fenster und mit Wellblechdächern aufgefallen, in denen Familien wohnen. Sofi erklärt, dass der Staat Paraguay ihnen vorübergehend diese Häuser gebaut hat, da ihr altes Zuhause vom nahe liegenden Rio Paraguay überschwemmt wurde. 

Vom Plateau auf der Spitze führen einige Stufen zum großen Denkmal. Fünf Betonpfeiler, die nach oben hin zusammenführen und 35 Meter in die Höhe reichen. Auf deren Spitze steht die Statue einer paraguayischen Frau und in den fünf Pfeilern Statuen bedeutender Paraguayischer Führer. Es gibt eine freie Nische, da die Statue von Stroessner vor einiger Zeit wieder entfernt wurde. In der Mitte des Denkmals, befindet sich eine weitere Statue, die eines wichtigen Indios, mit der wir lustige Fotos gemacht haben.


Die Aussicht vom Cerro ist bemerkenswert. Man kann die ganze Stadt, den riesigen Rio Paraguay und bei gutem Wetter sogar bis zum Chaco sehen.  Wir sehen alles im wunderschönen Licht des Sonnenuntergangs und später auch im Dunkeln. Die unzähligen Häuser, Autos und Straßenlaternen erleuchten ganz Paraguay. Leider kommen in der Dunkelheit auch noch mehr Mücken, die auch von Spray nicht komplett abgehalten werden und die kein Problem damit haben durch Kleidung zu stechen. Deshalb machen wir bloß ein paar Fotos und fahren dann auch schon wieder. Die tolle Aussicht war die paar Mückenstiche aber auf jeden Fall wert! 







Mittwoch, 24. Juni 2015

Colegio Goethe


Die Schule zu der ich in Paraguay gehe ist das Colegio Goethe, eine der besten Privatschulen in ganz Asuncion. Sie wurde 1893, ursprünglich für deutsche Auswanderer gegründet. Heutzutage spricht man dort spanisch, doch Deutsch hat immer noch einen hohen Stellenwert, so lernen es die Kinder hier bereits im Kindergarten und alle Deutschlehrer sind Muttersprachler. Das Gebäude, der Unterricht, die Schüler… alles ist etwas anders als in Deutschland.

Das ganze Schulgelände ist riesig.  Es gibt mehrere Gebäude für die Klassenräume.  Die der Mittel- und Oberstufe liegen an einem Schulhof und die des Kindergartens und der Grundschule. Beide Teile haben außerdem noch eine eigene Mensa, eine eigene Bibliothek, Fachräume und Medienräume. Die Lehrer-Räume, Büros und das Sekretariat liegen dazwischen. Außerdem gibt es noch einen schönen, gut gepflegten großen Sportplatz, zu dem eine überdachte Turnhalle, ein Basketballplatz und ein großer draußen Bereich gehören.  Die Flure in den Gebäuden sind nach außen hin offen, alles ist schön bepflanzt, alle Wege überdacht und es gibt auf jedem Flur Toiletten. In der Mensa gibt es leckeres Essen, auf dem Schulhof gibt es genug Bänke für alle, es liegt kein Müll auf den Fluren, man kann viele interessante Vögel, wie zB. Kolibris,  in den Bäumen auf dem Schulhof beobachten und es gibt in jedem Raum Beamer. Um es anders aus zu drücken; man bemerkt dass diese eine kostspielige Privatschule ist.






Ich muss morgens immer schon um halb sechs aufstehen, da der Weg, vor allem bei viel Verkehr, ziemlich lange dauert und die Schule bereits um 07:15 anfängt, eine gute halbe Stunde früher als bei uns. Morgens ist es oft noch kalt und ich in der Schuluniform, die bloß aus einem weißen T-Shirt mit Schullogo und einer schwarzen Jogginghose mit gelben Streifen (ja, sehr schön) besteht, wird einem oft etwas kalt. Zum Glück darf man noch Sweatshirt Jacken und  Pullis anziehen und es gibt eine Klimaanlage/Heizung in jedem Klassenzimmer.

Ich bin in der zehnten Klasse, was heißt, dass ich ziemlich viel und lange Unterricht habe. Pausen gibt es insgesamt nicht viele und der Freitag ist mein einziger Kurz Tag in der Woche, dass kann manchmal ganz schön anstrengend sein, doch zum Glück ist der Unterricht nicht sehr anstrengend. Eher im gegenteil- wir langweilen uns zu Tode. Bei beinahe allen Lehren kann man machen was man will, solange man nicht zu laut wird. Sie sagen auch nichts dagegen, wenn man ans Handy geht, auch wenn das eigentlich verboten ist.  Der Unterricht in den meisten Fächern besteht eigentlich hauptsächlich daraus, dass Aufgaben gemacht und eingesammelt werden; ab und zu wird etwas an der Tafel erklärt. Während dieser Zeit macht oft jeder einfach irgendwas.  Ich marle, quatsche oder spiele irgendwelche Spiele, wie Stadt Land Fluss, mit den anderen Deutschen, mit denen ich mich gut verstehe. Auch mit den Paraguayern in unserer Stufe komme ich gut klar. Alle sind so nett und offen, dass das einzige Problem ist, sich alle Namen zu merken.



Hier etwas über die Fächer in Paraguay:

Literatur: ziemlich langweilig. Die Paraguayer machen Aufgaben und wir bekommen die einfachsten Spanisch-AB die man sich vorstellen kann. „Hallo, wie geht’s sollte ich nach zwei Jahren schon wohl beherrschen.
Englisch: Sagen wir es so; manchmal bin ich mir nicht sicher ob die Lehrerin Spanisch oder Englisch spricht. Der Schwerpunkt dieser Schule liegt eindeutig auf einer anderen Sprache.
Deutsch: Ist eigentlich ganz lustig, weil ich die einzige Deutsche im Kurs bin.
Naturwissenschaften: Ist einer der Schwerpunkte die man wählen konnte. Es gibt verschiedene Lehrer, wir quatschen immer nur.
Ciencias(Naturwissenschaften): Immer nur Aufgaben.
Orientación: Ich weiß immer noch nicht was das ist, die Lehrerin lässt alles durchgehen.
Artística: Man muss peinliche Theaterstücke vorspielen.
Mathe: die einzige strenge Lehrerin. Gestern wurden wir von ihr raus geworfen, weil wir leise Stadt Land Fluss gespielt haben.
Sport: Es gibt zwar eine geniale Anlage, doch das Fach wird, zumindest von den Mädchen, nicht wirklich ernst genommen.  Was damit zusammen hängen mag, dass man sich nicht einmal umzieht (sehr schön, wenn es über dreißig Grad warm ist)
Sicologia (Soziologie): Bei derselben Lehrerin wie Orientación. Wir machen nichts.
Geschichte: Der Lehrer ist nett. Hauptsächlich über Südamerika.
Guaraní (eine der Hauptsprachen in Paraguay): wir dürfen meisten rausgehen, weil wir eh nichts verstehen.
Antropología (Anthropologie):Es geht um Menschen, mehr weiß ich auch nicht.

So einfach der Unterricht auch sein mag, so schwer sind die Prüfung. Da es in zwei Wochen Prüfungen gibt,  werden im Moment sehr viele Examen geschrieben. Für uns bedeutet dass viele Freistunden, doch die Paraguayer haben extrem viel Stress und müssen viel lernen.  Man braucht mindestens 80% der Punkte um eine zwei, also eine deutsche vier (in Paraguay ist die 6 sehr gut und die 1 ungenügend) zu bekommen.


Nach der Schule müssen wir meistens noch etwas auf Sofis Eltern warten, bis wir dann endlich nach Hause fahren können. Für mich sind die Tage ziemlich anstrengend und Sofi muss im Moment sehr viel lernen, weshalb wir im Moment meistens nicht mehr viel nach der Schule machen und ich immer früh ins Bett gehe. Am nächsten Morgen muss ich schließlich wieder um halb sechs aufstehen. 

Samstag, 20. Juni 2015

Die erste Woche

 Ich bin jetzt schon seit knapp einer Woche hier und ich kann sagen, dass ich mich bereits gut eingelebt habe. Es kommt mir vor, als würde ich schon seit Jahren hier wohnen.  Die Paraguayer sind extrem nett und offen und das ganze Land ist sehr interessant, weil einfach alles anders ist!
Das Haus meiner Familie ist gesichert wie eine  Festung. Man kann durch kein Fenster gucken und  das gesamte Grundstück ist von hohen Mauern umgeben, wie alle Häuser hier in Asuncion.  Dabei wohnen wir nicht einmal in der Hauptstadt, sondern in einem Vorort, Lambaré (man muss ca. eine halbe Stunde bis zur Innenstadt und zur Schule fahren). Der Garten ist recht groß und es gibt sogar einen Pool, dazu natürlich noch einen großen Grill und eine Dachterrasse auf der Garage. Die Inneneinrichtung ist ganz anders als bei uns in Deutschland; Der Boden besteht aus Teppich oder Fliesen; das Holz der Möbel und Decken ist dunkel und die Wände sind bunt gestrichen. Das erste was mir beim Betreten des Hauses  auffällt ist ein großes „Bienvenida“ Schild im Eingangsbereich.  Mir gefällt alles sehr gut!


An den Eingangsbereich grenzen ein großes Wohnzimmer, die Küche und zwei Flure. Der eine führt zum Bereich der Eltern, in dem ich noch nie war, der andere zum Büro und Sofis und meinem Zimmer. Beide Räume haben zwei Etagen, in unserem Zimmer wohne ich unten.  Hier sind die Wände in einem dunklen Rosa gestrichen und der Boden ist mit braunem Teppichboden bezogen. Ich habe ein großes Bett, einen Schreibtisch (der mit jeder Menge Schmuck und Schminke zugestellt ist) und einen großen Schrank, in den ich alle meine Sachen räume.  Dieser Schrank füllt den Platz unter der dunklen Treppe, die hoch zu Sofis Zimmer führt.  Der ganze Raum ist mit Fotos, Bildern, Girlanden und weiteren Accessoires verziert, sodass er bunt und fröhlich wirkt. Direkt in meinem Raum befindet sich die Tür zum großen Badezimmer, was extrem praktisch ist.  Insgesamt kann ich sagen, dass alles sehr schön ist und ich mich wie zu Hause fühle!


An meinem ersten Tag in Paraguay wache ich erst um kurz vor zwölf auf und wundere mich erst einmal wo ich bin.  Nachdem ich mich wieder erinnere verlasse ich unsicher mein Zimmer.  Ich bin etwas hilflos, da ich am vorherigen Abend tot müde war kann ich mich an nichts vom Haus mehr erinnern. Zum Glück höre ich das Gespräch aus der Küche schon aus der Ferne und habe keine Probleme die ganze Familie beim Mittagessen vor zu finden. Das Essen ist sehr lecker; ein typisches Paraguayisches Essen: Sopa, Maniok und Fleisch. Die einzige Schwierigkeit ist, mit den Eltern zu kommunizieren. Sofi spricht deutsch, die Eltern jedoch nur  Spanisch (und das mit dem typischen paraguayischen Akzent). So verstehe ich anfangs fast gar nichts. Auch zu reden fällt mir am Anfang sehr schwer; die Vokabeln fallen mir so spontan nicht ein und an Grammatikregeln kann ich mich während eines Gesprächs auch nicht erinnern.
Am Nachmittag gucken wir etwas Fernsehen, was zum Glück zum Teil auf Englisch ist, unterhalten uns, so gut es geht und ich erhole mich von der anstrengenden Reise. Leider lässt auch der Jetlag mich nicht in Ruhe, ich bin nämlich schon um fünf Uhr wieder müde. So kommt es, dass ich bereits um kurz vor neun, nach einem leckeren Abendessen, schlafen gehe.
Die Goethe Schule, gefällt mir extrem gut! Alles ist total ordentlich und gepflegt und alle Schüler sind sehr nett zu uns Deutschen. Vor allem die Mädchen; ich habe, glaube ich zu jedem aus meiner Stufe schon Hallo gesagt und Smalltalk auf Spanisch gehalten. Es ist verdammt schwer sich alle Namen zu merken!
Am Montag treffen wir uns mit Martina in der Mensa und quatschen etwas. Außerdem bekommen wir unsere Stundenpläne und werden in unterschiedliche Deutschkurse eingeteilt. Martina ist die Lehrerin, die den ganzen Austausch organisiert, sowohl in Paraguay als auch in Deutschland. Sie ist Deutschlehrerin an der Goethe Schule und extrem angergiert und nett.
Unser erster Tag verläuft sehr gut. Zusammen mit Henni und zwei anderen Jungen (der eine ist bereits seit drei Wochen hier, der andere zusammen mit uns gekommen), gehe ich in meine erste Unterrichtsstunde. Schnell stelle ich fest dass hier vieles nicht ganz so ernst genommen wird wie bei uns; bei der Literaturlehrerin zB. benutzt jeder sein Handy, alle laufen herum oder schlafen und absolut niemand achtet auf den Unterricht. Später beim Rundgang lerne ich dann auch den Rest der Schule, und die anderen Deutschen kennen. Alle sind sehr nett (und zur Schule erzähle ich in meinem nächsten Artikel mehr).



Während der Woche gehe ich jeden Tag zur Schule und am Dienstag habe ich auch meine Schuluniform  bekommen.  Von Tag zu Tag wird das Verstehen und Sprechen leichter und ich komme immer besser mit allen klar. Ich muss kaum noch nachfragen, weil ich vieles direkt verstehe und auch das mit dem richtigen rollen des Rs wird immer besser. Auch wenn man mithilfe von Skype und Whatsapp sehr gut Kontakt halten kann, vermisse ich manchmal mein Zuhause und meine Familie ein bisschen. Zu wissen, dass man mehr als drei Monate auf der anderen Seite der Welt ist, ist  seltsam und den ganzen Tag soziale Kontakte zu knüpfen und sich immer überall ein zu bringen ist für mich nicht unbedingt einfach. Auch ist hier so ziemlich alles anders, das kann man schon bei den Autofahrten zur Schule sehen.  Die Hauptstraßen sind noch Asphaltiert, doch sie meisten Nebenstraßen sind nur gepflastert. Fährt man dann etwas weiter aus der Stadt heraus gibt es nur noch Sand/Schlamm Wege auf denen oft sogar Kühe herum laufen. Es gibt einige große Hochhäuser im Stadtzentrum, doch die meisten Gebäude an denen man vorbei kommen sind nur 1-2 Stöckig und einfach aus Beton gebaut, viele mit Wellblech Dächern, jedoch bunt angestrichen und mit hohen Stacheldraht Zäunen gesichert. An ihren Wänden und auf den Dächern kann man riesige Werbebanner und Wahlplakate sehen. Alle Kabel sind überirdisch verlegt, was ziemlich unordentlich aussieht. Überall stehen Bäume und Sträucher, oft wird die Straße einfach drum herum gebaut. Die Autos, die auf den Straßen fahren sind im Durchschnitt größer, es gibt viele Pick-ups und Geländewagen. Außerdem gibt es viele Obdachlose und streunende Hunde, kein schöner Anblick. Wenn die Autos vor einer Ampel stehen bleiben kommen häufig Menschen, die einem etwas verkaufen wollen oder in der Hoffnung auf Trinkgeld die Scheiben putzen, oft sind auch Kinder dabei.   


Was mir hier nicht so gut gefällt sind zum einen die Moskitos und zum anderen dass es immer sehr früh dunkel wird (schon um kurz vor sechs).  So ist es wenn ich um halb sechs zur Schule aufstehen muss oft noch dunkel. Das Aufstehen ist im Moment zum Glück, dank der Zeitverschiebung, noch nicht so schwer. Ich wache immer pünktlich fünf Minuten vor dem Wecker auf, oft ist mir kalt. Mein Zimmer hat nämlich keine Klimaanlage und die Häuser sind eher schlecht isoliert, sodass, wenn die Temperaturen nachts unter zehn Grad fallen, es sehr kalt wird. Tagsüber lagen die Temperaturen diese Wache auch nur zwischen 15-20 °. Nicht sehr warm, doch das Wetter soll besser werden.  Von diesen kleinen Dingen abgesehen geht es mir sehr gut hier in Paraguay und ich bin extrem froh, dass ich mich dafür entschieden habe diesen Austausch zu machen. 

Montag, 15. Juni 2015

Die Anreise

Heute geht  es endlich los! Ich bin schon ziemlich oft geflogen, doch ich freue mich jedes Mal wieder.  Die Flughäfen, die Aussicht… all die interessanten Dinge. Jetzt sitze ich grade im Flugzeug von Düsseldorf nach London. Es ist 07:46 und über den Wolken kann man sogar die Sonne sehen.  Neben mir, am Fenster sitz Sophie, ein paar Reihen weiter hinten sitzen Jule, Frederike und Henrike, von einigen ist es der erste Flug, aber alle kommen gut klar.  Ich bin glücklich, endlich im Flugzeug zu sitzen, trotzdem war der Abschied etwas traurig, einige von uns haben sogar geweint…

Aufgeregt war ich schon die ganze Woche. Es gab viel zu tun: packen, Vorbereitungen treffen, von allen Abschied nehmen, meinen Blog  promoten und dann auch noch zur Schule gehen.  Vor allem das Packen war eine ziemliche Herausforderung; ich hatte bloß einen 23 kg Koffer und Handgepäck, die Gewichtsbegrenzungen habe ich nur grade so einhalten können.

Nachdem ich bereits seit einigen Wochen Glückwünsche von allen möglichen Personen erhalten habe (auch von einigen die ich nicht einmal kannte), habe ich am Donnerstag mit einem Teil meiner Familie eine kleine Abschiedsfeier gehalten. Es gab Essen, Geschenke und alle haben mir eine schöne Reise gewünscht.

Am nächsten Tag, am Freitag, hatten wir dann unseren letzten Schultag. Wir haben Kuchen mitgebracht und es gab sogar ein kleines Geschenk für uns (von dem wir überhaupt nichts wussten, weil jemand ein Foto in unsere Klassengruppe geschickt hatte). Geplant wurde es während einer Unterrichtsstunde, in der Sophie und ich zufällig drei Mal zum Sekretariat laufen mussten um Kreide zu holen (am Ende gab es acht Stück in unserem Raum).  Das Geschenk war sehr schön:  ein Schutzengel-Schlüsselanhänger, eine kleine Schokolade und eine Karte auf der alle unterschrieben haben.  Auch unsere Schulleiterin hat uns in der Pause verabschiedet und uns alles Gute gewünscht.
Am nächsten Tag geht es dann endlich los. Ich bin noch nie, gleich nach dem Aufstehen so wach gewesen wie heute und das, obwohl ich nur drei Stunden geschlafen habe. Um 03:30 fahren wir los, 1,5 h bis nach Düsseldorf, wo wir uns alle treffen. Wir geben unser Gepäck ab und dann heißt es auch schon Abschied nehmen. Auf den Treppen zum Security-Check winken wir ein letztes Mal unseren Eltern zu und dann sind wir auch schon weg. Unsere Reise beginnt. 


Mittlerweile befinden wir uns irgendwo über dem Atlantik, auf Höhe von Mittelamerika. Der Flug nach London ist reibungslos verlaufen und nach tausenden Kontrollen sind wir dann irgendwann ans Gate unseres nächsten Flugs gelangen.  Dort dauerte es auch nicht mehr lange, bis wir an Bord gehen konnten.  Ich sitze an der linken Seite zwischen Sophie und irgendeinem Brasilianer und kann unsere Landung kaum erwarten. Ich muss mich BEWEGEN! Fünf ein halb Stunden liegen noch vor uns und ich bin mir nicht sicher ob ich das noch durchalte. Es ist so eng, ich kann nicht schlafen, ich kann nicht sitzen und auf einen englischen Film kann ich mich jetzt nicht konzentrieren (Ich habe nach zwei Stunden Intersteller aufgegeben). Das Essen war immerhin ganz okay und es gibt zum Glück genug zu trinken. 

Ich habe den Flug doch noch überlebt, ziemlich gut sogar. Zwei Stunden habe ich damit verbracht Americain Sniper zu gucken (hätte ich mir vorher die Zusammenfassung durchgelesen hätte ich das seien lassen, das Ende war schon etwas enttäuschend), den Rest der Zeit haben wir gequatscht und aus dem Fenster geguckt. Sao Paulo sah von oben, in der Abendsonne ziemlich beeindruckend aus!
In Sao Paulo mussten wir uns erst einmal zu Recht finden, alles war ein bisschen unübersichtlich, doch nachdem wir alle Checks hinter uns gebracht hatten verbrachten wir unsere sechs Stunden Aufenthalt gemütlich in unserem Terminal.  Während dieser Zeit haben wir dann auch einen anderen Deutschen Getroffen, einen Unternehmer bei BMW, der uns so einiges (mehr oder weniger übertriebenes) über Paraguay erzählt hat. Er meint es sei eines der Gefährlichsten Länder der Welt und erzählte viele Geschichten, wie zB, dass seinem Freund dort einmal die Hand für eine gefälschte Rolex-Uhr abgehackt wurde. Es hat sich herausgestellt, dass er nicht einmal selbst in Paraguay  war.



Nach dieser netten Begegnung stiegen wir in unseren 2,5 stündigen Flug nach Asuncion.  Wir waren die einzigen nicht-Paraguayer und wie auf unserer ganzen bisherigen Reise, die einzigen unter zwanzig jährigen. Alles verlief Ruhig und ich konnte auch endlich für eine Stunde schlafen (Leider war ich danach noch müder und kälter). Die einzige Schwierigkeit war das Visum aus zu füllen, doch der nette englisch sprechende Paraguayer hat uns zum Glück geholfen, sodass am Ende nur noch die Adresse fehlte, was zum Glück kein Problem war.

Der Flughafen in Asuncion ist winzig, es gibt grade einmal vier Gates und die Gäste unseres Flugs sind die einzigen weit und breit. Es gab so wenige Koffer, dass sich das Fließband nicht einmal bewegt hat.  Außerdem spricht das Personal nur Spanisch, was bei dem Paraguayischen Slang eine ziemliche Herausforderung ist.  Trotzdem ist es uns gelungen durch alle Kontrollen und endlich aus dem Flughafen zu kommen. Wo uns bereits halb Paraguay begrüßte…

Es ist so voll, dass ich erst einmal niemanden sehe, der mir irgendwie bekannt vorkommt, doch nach einem kurzen Moment bemerke ich Sofi und die anderen Paraguayer, alle mit wunderschönen Plakaten. Die Eltern filmen, während wir uns umarmen und begrüßen. Nachdem die Begrüßung hinter sich gebracht wurde, gehen wir nach draußen um nach Hause zu fahren, doch es regnet so sehr, dass Sofis Stiefvater, Christiano, das Auto vorfahren muss. Es  ist unerträglich schwül und ich bin froh, dass es eine Klimaanlage gibt.

Die Fahrt durch Asuncion ist, obwohl es dunkel ist, extrem interessant. Alles sieht anderes aus, die Gebäude sind bunter und verfallener, die Straßen bestehen zum Teil nur aus Schlamm, über alll hängen riesige Werbebanner… aber dazu mehr in meinem nächsten Artikel.

Zusammen fahren wir nun zu der Geburtstagsparty von Sofis Opa, Antonio. Ich fühle mich schrecklich müde und ich bin mir sicher, dass ich halb tot aussehe, doch die Party wird lustig und wir bleiben auch nicht lange. Vor seinem Pink  gestrichenen Haus rennt Claudia, meine Gastmutter erst einmal begeistert auf mich zu und umarmt mich für mindestens fünf Minuten, weil sie so froh ist mich zu sehen. Sie ist wirklich sehr nett, genauso wie die restliche Verwandtschaft.

Gefeiert wird in einem kleinen, zur Straße offenen Raum, mit Neonlicht, dunklen Möbeln und heiligen Bildern an den rissigen bunten Wänden (die typische Südamerikanische Innenausstattung).  Der Opa war ein bekannter paraguayischer Musiker und bei meiner Ankunft spielen er, und seine Freunde ein Wilkommenslied für mich. Einer spielt die Harfe, drei Gitarre und alle singen, es hört sich wirklich gut an. Sofort wird mir essen angeboten (Sopa, das Nationalgericht) und alle wollen mich umarmen und Fotos mit mir machen (ich glaube ich stehe auf den Facebook-Seiten von mindestens zehn verschiedenen Personen). Leider ist das Spanisch sehr schwer zu verstehen und ich kann nicht auf die Hälfte aller Sätze antworten. Antonio, der wie alle anderen übrigens auch, sehr betrunken ist, versucht die ganze Zeit deutsch zu sprechen, kann  aber nur „Dankeschön“ sagen, es ist wirklich sehr lustig.



Nach einiger Zeit fahren wir dann auch endlich nach Hause. Mittlerweile bin ich seit gut dreißig Stunden unterwegs und wirklich froh endlich schlafen zu gehen. Ich schaffe es noch meine Gastgeschenke ab zu geben, doch dann will ich nichts anderes mehr als schlafen...


Dienstag, 9. Juni 2015

Meine Reise nach Paraguay

Hey, ich bin Rike!

Ich bin ein fünfzehn Jahre altes Mädchen aus NRW, Deutschland, und wie man an meinem Blog-Titel unschwer erkennen kann, fliege ich bald nach Paraguay! Am 13.06.2015 werde ich zusammen mit vier weiteren Mädchen aus meiner Heimatstadt; Jule, Frederike Henrike und meiner beste Freundin Sophie; die Reise nach Asuncion antreten.

Zusammen nehmen wir an einem  Austausch-Programm der Goethe- Schule in Paraguay teil, auf das wir durch unseren paraguayischen Spanischlehrer gekommen sind. Insgesamt sind wir 31 Jugendliche (14-19 Jahre), aus ganz Deutschland. Die ersten sind bereits im Mai verreist und die letzten werden im Oktober zurückkehren. Unsere Gruppe hingegen bleibt nur bis zum 18. September, also genau 100 Tage.  

Für diese Zeit werde ich bei meiner Gastschwester Sofi wohnen, die von November bis März bei uns gewesen ist. Sie ist ebenfalls 15 Jahre alt und wir verstehen uns sehr gut. Wir haben hier in Deutschland schon viele schöne Dinge zusammen unternommen, so waren wir zum Beispiel im Winterurlaub und in den Niederlanden, haben Weihnachten zusammen gefeiert und hatten viel Spaß! Ich freue mich schon unheimlich, sie wiederzusehen!

In Paraguay werde ich bei ihr; ihrer Mutter und ihrem Stiefvater wohnen, sie arbeiten beide für das Fernsehen. Beim Skypen erschienen alle sehr nett! Ich werde ein eigenes Zimmer beziehen und auf dem Grundstück ist sogar ein Pool. Das Wetter während dieser Monate  wird dem paraguayischen Winter entsprechen. Das heißt: Temperaturen von 5-30°C und viel Regen.

Die Woche über besuche ich gemeinsam mit Sofi und allen anderen die Goethe-Schule. Der Unterricht beginnt leider schon um 07:15h und ich kann nur hoffen, dass mir das Aufstehen zumindest am Anfang wegen der sechs Stunden Zeitverschiebung nicht ganz so schwer fällt. In meiner Klasse, 1C, sind drei weitere Deutsche: Henrike und zwei Jungs. Ich hoffe, der spanische Unterricht wird nicht zu langweilig. Nach zwei Jahren Unterricht spreche ich leider noch nicht so gut und das paraguayische Spanisch ist noch einmal eine Nummer für sich. Leider muss man auch Uniformen tragen und nach dem was ich bis jetzt gehört habe sind sie der Horror (100% Polyester bei nahezu 100% Luftfeuchtigkeit).

Während meines Aufenthalts werden wir Deutsche zwei Ausflüge machen: Der erste streckt sich über ein langes Wochenende und führt uns an das Dreiländereck: Paraguay, Brasilien und Argentinien. Hier werden wir einige Attraktionen, wie die Iguazú Wasserfälle (die größten auf dem ganzen amerikanischen Kontinent) besuchen. Der zweite Ausflug geht in den Chaco, das weite Hinterland im Nord-Westen Paraguays. Für einige Tage bleiben wir bei den Mennoniten und erkunden viele interessante Dinge. Hinzu kommen  zwei Wochen Winterferien. Nur ein kläglicher Trost für die sechs Wochen Sommerferien die wir verpassen, aber immerhin.

Mehr kann ich leider erst in vier Tagen berichten, denn dann fliegen wir endlich! Ich bin schon extrem aufgeregt und gespannt. Einige Sorgen mache ich mir schon, doch ich weiß dass ich überall klar kommen kann und ich glaube nicht, dass ich viel Heimweh haben werde. Bis dahin bin ich noch gut damit beschäftigt, mein Gepäck auf einen 23Kg Koffer und das Handgepäck zu komprimieren. Zu entscheiden, was zuhause bleibt ist wirklich nicht einfach.

Über alles Spannende und Interessante was in den nächsten Wochen passieren wird und über alle neuen Einblicke in eine fremde Kultur werde ich in diesem Blog berichten.

Ich hoffe ihr habt Spaß ihn zu lesen!;)


Paraguay
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