2. El Mercado 4
Schon vor zwei Wochen haben wir den Mercado (=Markt) zusammen mit unserer Lehrerin Martina besucht. Die ersten drei Stunden mussten
wir noch in den Unterricht, dann laufen
wir zur nächst größeren Straße und fahren mit dem Bus zum Markt.
Bus Fahren in Paraguay ist so eine Sache. In Europa würde man
es wahrscheinlich ’lebensmüde‘ nennen. Bushaltestellen gibt es keine, die Busse
fahren immer gleiche Strecken, die man kennen sollte und wenn man einsteigen
möchte winkt man einen zur Seite und springt schnell ein. Der Busfahrer
verkauft einem dann das Ticket, während er schon einmal weiterfährt. Möchte man
aussteigen, muss man an einem an der Decke gespanntem Seil ziehen, welches dann
eine Klingel auslöst. Der Bus hält kurz am Straßenrand und man sollte sich beeilen aus zu steigen, denn der Busfahrer nimmt
nicht unbedingt Rücksicht ob schon alle draußen sind. Auch die Fahrzeuge würden
in Deutschland keine einzige Kontrolle überstehen. Die Türen werden konsequent
nicht geschlossen, das würde zu viel Zeit kosten, alles rostet und ich habe
nicht wenige Busse gesehen, die so verbeult waren, dass es ein Wunder war, dass
sie überhaupt noch fahren konnten. Hinzu
kommen noch die schlechten Straßenverhältnisse. Schlaglöcher, die Mondkratern
ähneln, machen die Fahrt etwas holperig und da jeder Bus immer hoffnungslos
überfüllt ist, dass man selten einen Sitzplatz bekommt, kann man nur hoffen, nicht
aus den offenen Türen zu fallen.
Der Markt ist ziemlich interessant und erinnert mich stark an
andere Märkte im Ausland, die ich sonst so gesehen habe. Alles ist riesig und die Stände sind nach
ihrer Ware geordnet. Einige stehen am Straßenrand oder auf den Bürgersteig
andere in Gassen oder Markthallen. Über eine lange Straße, auf der so viele
Stände auf dem engen Bürgersteig stehen, dass man kaum laufen kann, gelangen
wir zur ersten Halle. Hier wird hauptsächlich Kleidung, Schuhe und Schmuck
verkauft. Alles ist extrem billig und mindestens die Hälfte gefälscht. Man
bekommt wirklich alles, von gefälschten Rolex Uhren bis hin zu ziemlich neu
aussehenden, geklauten Handys aller Art. Niemanden stört wer was kauft und
verkauft und die Preise sind schon verlockend. Jeder bleibt fasziniert vor der
ein oder anderen Sache stehen. Die Leute sehen uns alle etwas komisch an, ich
glaube Touristen sind in diesem ganzen Land eher selten.
Nach den interessanten Mode-Artikel geht es in die
Fleischabteilung. In meinem Reiseführer steht, dass ein Besuch bei Hitze für
den Europäischen Geruchssinn Selbstmord sei und dass kann ich nur unterstützen. Viele ertragen den Anblick von gehäuteten
Schweinen und auf gehangenen Rinderherzen nicht, damit komm ich noch halbwegs
klar. Auch das Blut auf dem Boden ist nicht das Schlimmste. Der Geruch
allerdings bringt einem wirklich zum Würgen. Es ist um die 27 Grad warm. Nichts
von dem Fleisch oder Fisch wird auf irgendeine Weise gekühlt und das riecht
man. Es ist, denke ich, nicht verwunderlich, dass wir förmlich zur Obstabteilung
rennen.
Die ist meines Erachtens auch viel interessanter; es gibt
alles an Obst und Gemüse, was man sich vorstellen kann und noch vieles mehr, das
ich nicht kenne. Äpfel, Gurken,
Mangos… alles ordentlich aufgestapelt. Eine Sache, die mir an diesem Markt
wirklich gefällt, ist dass es überhaupt keine aufdringlichen Verkäufer gibt.
Man wird vielleicht ab und zu begrüßt, oder
gefragt ob man nach etwas suche, einige sind auch neugierig und fragen nach unserer Nationalität (es gibt sehr wenige die auch englisch sprechen), doch eigentlich lassen einen die Händler in
Ruhe gucken. Und es gibt viel zu sehen… Martina erklärt uns einige Sachen. Zum
Beispiel glauben die Leute hier sehr an die Heilkraft von verschiedenen Kräutern
und Pflanzen. So gibt es Tees und Cremes gegen alles, von einer einfachen Erkältung
bis zu Krebs. Wenn es so einfach wäre…
Das einzige Problem hier auf dem Markt, wie auch im Rest von
Asuncion, ist dass sie Kriminalität immer weiter ansteigt. Es ist recht wahrscheinlich, dass man beklaut wird und wenn man nicht unbedingt in einer großen Gruppe
unterwegs ist kann man auch überfallen werden. Vielen hier ist das schon
passiert: Jemand richtet eine Waffe auf dich, fordert dein Geld und Handy und
verschwindet dann so schnell es geht. Die Polizei interessiert das eher wenig. Deshalb dürfen wir uns hier auch nicht
wirklich frei bewegen.
Uns passiert zum Glück nichts und auch niemandem wird etwas
geklaut. Ich fand den Besuch sehr interessant und er hat wieder einmal gezeigt,
wie unterschiedlich Paraguay und Deutschland doch sind. Nach dem Markt gehen wir noch zu einem
Eisenbahn Museum und machen vieles mehr, doch darüber berichte ich in einem
anderen Artikel.
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