Samstag, 20. Juni 2015

Die erste Woche

 Ich bin jetzt schon seit knapp einer Woche hier und ich kann sagen, dass ich mich bereits gut eingelebt habe. Es kommt mir vor, als würde ich schon seit Jahren hier wohnen.  Die Paraguayer sind extrem nett und offen und das ganze Land ist sehr interessant, weil einfach alles anders ist!
Das Haus meiner Familie ist gesichert wie eine  Festung. Man kann durch kein Fenster gucken und  das gesamte Grundstück ist von hohen Mauern umgeben, wie alle Häuser hier in Asuncion.  Dabei wohnen wir nicht einmal in der Hauptstadt, sondern in einem Vorort, Lambaré (man muss ca. eine halbe Stunde bis zur Innenstadt und zur Schule fahren). Der Garten ist recht groß und es gibt sogar einen Pool, dazu natürlich noch einen großen Grill und eine Dachterrasse auf der Garage. Die Inneneinrichtung ist ganz anders als bei uns in Deutschland; Der Boden besteht aus Teppich oder Fliesen; das Holz der Möbel und Decken ist dunkel und die Wände sind bunt gestrichen. Das erste was mir beim Betreten des Hauses  auffällt ist ein großes „Bienvenida“ Schild im Eingangsbereich.  Mir gefällt alles sehr gut!


An den Eingangsbereich grenzen ein großes Wohnzimmer, die Küche und zwei Flure. Der eine führt zum Bereich der Eltern, in dem ich noch nie war, der andere zum Büro und Sofis und meinem Zimmer. Beide Räume haben zwei Etagen, in unserem Zimmer wohne ich unten.  Hier sind die Wände in einem dunklen Rosa gestrichen und der Boden ist mit braunem Teppichboden bezogen. Ich habe ein großes Bett, einen Schreibtisch (der mit jeder Menge Schmuck und Schminke zugestellt ist) und einen großen Schrank, in den ich alle meine Sachen räume.  Dieser Schrank füllt den Platz unter der dunklen Treppe, die hoch zu Sofis Zimmer führt.  Der ganze Raum ist mit Fotos, Bildern, Girlanden und weiteren Accessoires verziert, sodass er bunt und fröhlich wirkt. Direkt in meinem Raum befindet sich die Tür zum großen Badezimmer, was extrem praktisch ist.  Insgesamt kann ich sagen, dass alles sehr schön ist und ich mich wie zu Hause fühle!


An meinem ersten Tag in Paraguay wache ich erst um kurz vor zwölf auf und wundere mich erst einmal wo ich bin.  Nachdem ich mich wieder erinnere verlasse ich unsicher mein Zimmer.  Ich bin etwas hilflos, da ich am vorherigen Abend tot müde war kann ich mich an nichts vom Haus mehr erinnern. Zum Glück höre ich das Gespräch aus der Küche schon aus der Ferne und habe keine Probleme die ganze Familie beim Mittagessen vor zu finden. Das Essen ist sehr lecker; ein typisches Paraguayisches Essen: Sopa, Maniok und Fleisch. Die einzige Schwierigkeit ist, mit den Eltern zu kommunizieren. Sofi spricht deutsch, die Eltern jedoch nur  Spanisch (und das mit dem typischen paraguayischen Akzent). So verstehe ich anfangs fast gar nichts. Auch zu reden fällt mir am Anfang sehr schwer; die Vokabeln fallen mir so spontan nicht ein und an Grammatikregeln kann ich mich während eines Gesprächs auch nicht erinnern.
Am Nachmittag gucken wir etwas Fernsehen, was zum Glück zum Teil auf Englisch ist, unterhalten uns, so gut es geht und ich erhole mich von der anstrengenden Reise. Leider lässt auch der Jetlag mich nicht in Ruhe, ich bin nämlich schon um fünf Uhr wieder müde. So kommt es, dass ich bereits um kurz vor neun, nach einem leckeren Abendessen, schlafen gehe.
Die Goethe Schule, gefällt mir extrem gut! Alles ist total ordentlich und gepflegt und alle Schüler sind sehr nett zu uns Deutschen. Vor allem die Mädchen; ich habe, glaube ich zu jedem aus meiner Stufe schon Hallo gesagt und Smalltalk auf Spanisch gehalten. Es ist verdammt schwer sich alle Namen zu merken!
Am Montag treffen wir uns mit Martina in der Mensa und quatschen etwas. Außerdem bekommen wir unsere Stundenpläne und werden in unterschiedliche Deutschkurse eingeteilt. Martina ist die Lehrerin, die den ganzen Austausch organisiert, sowohl in Paraguay als auch in Deutschland. Sie ist Deutschlehrerin an der Goethe Schule und extrem angergiert und nett.
Unser erster Tag verläuft sehr gut. Zusammen mit Henni und zwei anderen Jungen (der eine ist bereits seit drei Wochen hier, der andere zusammen mit uns gekommen), gehe ich in meine erste Unterrichtsstunde. Schnell stelle ich fest dass hier vieles nicht ganz so ernst genommen wird wie bei uns; bei der Literaturlehrerin zB. benutzt jeder sein Handy, alle laufen herum oder schlafen und absolut niemand achtet auf den Unterricht. Später beim Rundgang lerne ich dann auch den Rest der Schule, und die anderen Deutschen kennen. Alle sind sehr nett (und zur Schule erzähle ich in meinem nächsten Artikel mehr).



Während der Woche gehe ich jeden Tag zur Schule und am Dienstag habe ich auch meine Schuluniform  bekommen.  Von Tag zu Tag wird das Verstehen und Sprechen leichter und ich komme immer besser mit allen klar. Ich muss kaum noch nachfragen, weil ich vieles direkt verstehe und auch das mit dem richtigen rollen des Rs wird immer besser. Auch wenn man mithilfe von Skype und Whatsapp sehr gut Kontakt halten kann, vermisse ich manchmal mein Zuhause und meine Familie ein bisschen. Zu wissen, dass man mehr als drei Monate auf der anderen Seite der Welt ist, ist  seltsam und den ganzen Tag soziale Kontakte zu knüpfen und sich immer überall ein zu bringen ist für mich nicht unbedingt einfach. Auch ist hier so ziemlich alles anders, das kann man schon bei den Autofahrten zur Schule sehen.  Die Hauptstraßen sind noch Asphaltiert, doch sie meisten Nebenstraßen sind nur gepflastert. Fährt man dann etwas weiter aus der Stadt heraus gibt es nur noch Sand/Schlamm Wege auf denen oft sogar Kühe herum laufen. Es gibt einige große Hochhäuser im Stadtzentrum, doch die meisten Gebäude an denen man vorbei kommen sind nur 1-2 Stöckig und einfach aus Beton gebaut, viele mit Wellblech Dächern, jedoch bunt angestrichen und mit hohen Stacheldraht Zäunen gesichert. An ihren Wänden und auf den Dächern kann man riesige Werbebanner und Wahlplakate sehen. Alle Kabel sind überirdisch verlegt, was ziemlich unordentlich aussieht. Überall stehen Bäume und Sträucher, oft wird die Straße einfach drum herum gebaut. Die Autos, die auf den Straßen fahren sind im Durchschnitt größer, es gibt viele Pick-ups und Geländewagen. Außerdem gibt es viele Obdachlose und streunende Hunde, kein schöner Anblick. Wenn die Autos vor einer Ampel stehen bleiben kommen häufig Menschen, die einem etwas verkaufen wollen oder in der Hoffnung auf Trinkgeld die Scheiben putzen, oft sind auch Kinder dabei.   


Was mir hier nicht so gut gefällt sind zum einen die Moskitos und zum anderen dass es immer sehr früh dunkel wird (schon um kurz vor sechs).  So ist es wenn ich um halb sechs zur Schule aufstehen muss oft noch dunkel. Das Aufstehen ist im Moment zum Glück, dank der Zeitverschiebung, noch nicht so schwer. Ich wache immer pünktlich fünf Minuten vor dem Wecker auf, oft ist mir kalt. Mein Zimmer hat nämlich keine Klimaanlage und die Häuser sind eher schlecht isoliert, sodass, wenn die Temperaturen nachts unter zehn Grad fallen, es sehr kalt wird. Tagsüber lagen die Temperaturen diese Wache auch nur zwischen 15-20 °. Nicht sehr warm, doch das Wetter soll besser werden.  Von diesen kleinen Dingen abgesehen geht es mir sehr gut hier in Paraguay und ich bin extrem froh, dass ich mich dafür entschieden habe diesen Austausch zu machen. 

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