Montag, 15. Juni 2015

Die Anreise

Heute geht  es endlich los! Ich bin schon ziemlich oft geflogen, doch ich freue mich jedes Mal wieder.  Die Flughäfen, die Aussicht… all die interessanten Dinge. Jetzt sitze ich grade im Flugzeug von Düsseldorf nach London. Es ist 07:46 und über den Wolken kann man sogar die Sonne sehen.  Neben mir, am Fenster sitz Sophie, ein paar Reihen weiter hinten sitzen Jule, Frederike und Henrike, von einigen ist es der erste Flug, aber alle kommen gut klar.  Ich bin glücklich, endlich im Flugzeug zu sitzen, trotzdem war der Abschied etwas traurig, einige von uns haben sogar geweint…

Aufgeregt war ich schon die ganze Woche. Es gab viel zu tun: packen, Vorbereitungen treffen, von allen Abschied nehmen, meinen Blog  promoten und dann auch noch zur Schule gehen.  Vor allem das Packen war eine ziemliche Herausforderung; ich hatte bloß einen 23 kg Koffer und Handgepäck, die Gewichtsbegrenzungen habe ich nur grade so einhalten können.

Nachdem ich bereits seit einigen Wochen Glückwünsche von allen möglichen Personen erhalten habe (auch von einigen die ich nicht einmal kannte), habe ich am Donnerstag mit einem Teil meiner Familie eine kleine Abschiedsfeier gehalten. Es gab Essen, Geschenke und alle haben mir eine schöne Reise gewünscht.

Am nächsten Tag, am Freitag, hatten wir dann unseren letzten Schultag. Wir haben Kuchen mitgebracht und es gab sogar ein kleines Geschenk für uns (von dem wir überhaupt nichts wussten, weil jemand ein Foto in unsere Klassengruppe geschickt hatte). Geplant wurde es während einer Unterrichtsstunde, in der Sophie und ich zufällig drei Mal zum Sekretariat laufen mussten um Kreide zu holen (am Ende gab es acht Stück in unserem Raum).  Das Geschenk war sehr schön:  ein Schutzengel-Schlüsselanhänger, eine kleine Schokolade und eine Karte auf der alle unterschrieben haben.  Auch unsere Schulleiterin hat uns in der Pause verabschiedet und uns alles Gute gewünscht.
Am nächsten Tag geht es dann endlich los. Ich bin noch nie, gleich nach dem Aufstehen so wach gewesen wie heute und das, obwohl ich nur drei Stunden geschlafen habe. Um 03:30 fahren wir los, 1,5 h bis nach Düsseldorf, wo wir uns alle treffen. Wir geben unser Gepäck ab und dann heißt es auch schon Abschied nehmen. Auf den Treppen zum Security-Check winken wir ein letztes Mal unseren Eltern zu und dann sind wir auch schon weg. Unsere Reise beginnt. 


Mittlerweile befinden wir uns irgendwo über dem Atlantik, auf Höhe von Mittelamerika. Der Flug nach London ist reibungslos verlaufen und nach tausenden Kontrollen sind wir dann irgendwann ans Gate unseres nächsten Flugs gelangen.  Dort dauerte es auch nicht mehr lange, bis wir an Bord gehen konnten.  Ich sitze an der linken Seite zwischen Sophie und irgendeinem Brasilianer und kann unsere Landung kaum erwarten. Ich muss mich BEWEGEN! Fünf ein halb Stunden liegen noch vor uns und ich bin mir nicht sicher ob ich das noch durchalte. Es ist so eng, ich kann nicht schlafen, ich kann nicht sitzen und auf einen englischen Film kann ich mich jetzt nicht konzentrieren (Ich habe nach zwei Stunden Intersteller aufgegeben). Das Essen war immerhin ganz okay und es gibt zum Glück genug zu trinken. 

Ich habe den Flug doch noch überlebt, ziemlich gut sogar. Zwei Stunden habe ich damit verbracht Americain Sniper zu gucken (hätte ich mir vorher die Zusammenfassung durchgelesen hätte ich das seien lassen, das Ende war schon etwas enttäuschend), den Rest der Zeit haben wir gequatscht und aus dem Fenster geguckt. Sao Paulo sah von oben, in der Abendsonne ziemlich beeindruckend aus!
In Sao Paulo mussten wir uns erst einmal zu Recht finden, alles war ein bisschen unübersichtlich, doch nachdem wir alle Checks hinter uns gebracht hatten verbrachten wir unsere sechs Stunden Aufenthalt gemütlich in unserem Terminal.  Während dieser Zeit haben wir dann auch einen anderen Deutschen Getroffen, einen Unternehmer bei BMW, der uns so einiges (mehr oder weniger übertriebenes) über Paraguay erzählt hat. Er meint es sei eines der Gefährlichsten Länder der Welt und erzählte viele Geschichten, wie zB, dass seinem Freund dort einmal die Hand für eine gefälschte Rolex-Uhr abgehackt wurde. Es hat sich herausgestellt, dass er nicht einmal selbst in Paraguay  war.



Nach dieser netten Begegnung stiegen wir in unseren 2,5 stündigen Flug nach Asuncion.  Wir waren die einzigen nicht-Paraguayer und wie auf unserer ganzen bisherigen Reise, die einzigen unter zwanzig jährigen. Alles verlief Ruhig und ich konnte auch endlich für eine Stunde schlafen (Leider war ich danach noch müder und kälter). Die einzige Schwierigkeit war das Visum aus zu füllen, doch der nette englisch sprechende Paraguayer hat uns zum Glück geholfen, sodass am Ende nur noch die Adresse fehlte, was zum Glück kein Problem war.

Der Flughafen in Asuncion ist winzig, es gibt grade einmal vier Gates und die Gäste unseres Flugs sind die einzigen weit und breit. Es gab so wenige Koffer, dass sich das Fließband nicht einmal bewegt hat.  Außerdem spricht das Personal nur Spanisch, was bei dem Paraguayischen Slang eine ziemliche Herausforderung ist.  Trotzdem ist es uns gelungen durch alle Kontrollen und endlich aus dem Flughafen zu kommen. Wo uns bereits halb Paraguay begrüßte…

Es ist so voll, dass ich erst einmal niemanden sehe, der mir irgendwie bekannt vorkommt, doch nach einem kurzen Moment bemerke ich Sofi und die anderen Paraguayer, alle mit wunderschönen Plakaten. Die Eltern filmen, während wir uns umarmen und begrüßen. Nachdem die Begrüßung hinter sich gebracht wurde, gehen wir nach draußen um nach Hause zu fahren, doch es regnet so sehr, dass Sofis Stiefvater, Christiano, das Auto vorfahren muss. Es  ist unerträglich schwül und ich bin froh, dass es eine Klimaanlage gibt.

Die Fahrt durch Asuncion ist, obwohl es dunkel ist, extrem interessant. Alles sieht anderes aus, die Gebäude sind bunter und verfallener, die Straßen bestehen zum Teil nur aus Schlamm, über alll hängen riesige Werbebanner… aber dazu mehr in meinem nächsten Artikel.

Zusammen fahren wir nun zu der Geburtstagsparty von Sofis Opa, Antonio. Ich fühle mich schrecklich müde und ich bin mir sicher, dass ich halb tot aussehe, doch die Party wird lustig und wir bleiben auch nicht lange. Vor seinem Pink  gestrichenen Haus rennt Claudia, meine Gastmutter erst einmal begeistert auf mich zu und umarmt mich für mindestens fünf Minuten, weil sie so froh ist mich zu sehen. Sie ist wirklich sehr nett, genauso wie die restliche Verwandtschaft.

Gefeiert wird in einem kleinen, zur Straße offenen Raum, mit Neonlicht, dunklen Möbeln und heiligen Bildern an den rissigen bunten Wänden (die typische Südamerikanische Innenausstattung).  Der Opa war ein bekannter paraguayischer Musiker und bei meiner Ankunft spielen er, und seine Freunde ein Wilkommenslied für mich. Einer spielt die Harfe, drei Gitarre und alle singen, es hört sich wirklich gut an. Sofort wird mir essen angeboten (Sopa, das Nationalgericht) und alle wollen mich umarmen und Fotos mit mir machen (ich glaube ich stehe auf den Facebook-Seiten von mindestens zehn verschiedenen Personen). Leider ist das Spanisch sehr schwer zu verstehen und ich kann nicht auf die Hälfte aller Sätze antworten. Antonio, der wie alle anderen übrigens auch, sehr betrunken ist, versucht die ganze Zeit deutsch zu sprechen, kann  aber nur „Dankeschön“ sagen, es ist wirklich sehr lustig.



Nach einiger Zeit fahren wir dann auch endlich nach Hause. Mittlerweile bin ich seit gut dreißig Stunden unterwegs und wirklich froh endlich schlafen zu gehen. Ich schaffe es noch meine Gastgeschenke ab zu geben, doch dann will ich nichts anderes mehr als schlafen...


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